Osteoporose: Ayurveda Therapiemöglichkeiten im Überblick

Sie beginnt meist unbemerkt, bis erste unerklärliche Brüche aus alltäglichen Bewegungen entstehen, die nur langsam heilen. Oder Rückenschmerzen nicht besser werden, vielleicht sogar die Körpergröße schrumpft. Auch heute noch wird sie oft erst spät diagnostiziert.

Osteoporose ist mit etwa 30 Millionen Betroffenen in Europa eine Krankheit, die mit hohem Leidensdruck einhergeht und die Lebensqualität zunehmend einschränkt. Weltweit gehört sie laut WHO zu den zehn häufigsten Krankheitsbildern – Tendenz: steigend.

Kernproblem der Osteoporose ist die pathologische Verminderung der Knochenmineraldichte. Bis zum dreißigsten Lebensjahr wächst diese bis auf den Maximalwert von 100% (peak bone mass) an und nimmt danach altersgemäß stufenweise wieder ab.

Die europäische Ayurvedamedizin bietet ein wirksames ganzheitliches Konzept zur Prävention und Therapie dieser Volkskrankheit an.

Ayurveda – eine Lebenswissenschaft

Ayurveda bedeutet wörtlich übersetzt das „Wissen vom langen Leben“ und entstand vor etwa 2500 Jahren in der damaligen Hochkultur Nordindiens. Der Ayurveda ist mehr als eine traditionelle Naturheilkunde aus Asien – als Lebenswissenschaft umfasst er zahlreiche Natur- und Geisteswissenschaften wie Medizin, Biologie, Pharmazie, Philosophie und Psychologie.

Das ayurvedische Weltbild ist ganzheitlich ausgerichtet: Unser Leben wird als Zusammenschluss von Körper, Sinnesorganen, Geist (Psyche) und Seele verstanden.

Als eine der ältesten Gesundheitslehren der Menschheit widmet sich die ayurvedische Medizin drei übergeordneten Zielen:

  • Prävention durch Anwendung gesundheitsfördernder Maßnahmen
  • Heilung von Krankheit durch Anwendung von sieben Therapiesäulen
  • Förderung von Langlebigkeit bei bestmöglicher Gesundheit und Lebensfreude

Ayurveda folgt einem salutogenetischen Modell. Demnach sind wir nicht von Natur aus gesund, werden aus unglücklichen Umständen heraus krank, heilen uns durch Arznei und sind dann wieder gesund. Nein, Gesundheit ist kein Geburtsgeschenk des Himmels, sondern das Ergebnis eines zuträglichen Lebensstils – Tag und Nacht.

Goethe brachte es auf den Punkt: „Was ist das höchste Glück auf Erden? Gesund zu sein! Ich sage Nein. Das höchste Glück auf Erden ist gesund zu werden!“

Drei bedeutende Konzepte kennzeichnen das ayurvedische Paradigma:

  • Loka Purusha Samya: Wir Menschen werden als Mikrokosmos im Makrokosmos betrachtet und unsere Beziehung zur Natur mit all ihren Gesetzen steht im Mittelpunkt.
  • Pancha Mahabhuta: Die materielle Basis unseres Körpers sind die fünf Elemente Erde (Körperstruktur), Wasser (Körperflüssigkeiten), Feuer (Umwandlungsprozesse wie Verdauung und Stoffwechsel), Luft (Bewegungsprozesse) und Raum (Hohlorgane und -räume). Diese sind Träger von Eigenschaften wie heiß-kalt, leicht-schwer oder trocken-feucht. Jede Zelle setzt sich aus diesen Elementeigenschaften in einer speziellen Kombination zusammen. Wird dieses sensible Gleichgewicht gestört, können Krankheiten entstehen.
  • Tridosha: Funktionell wirken die fünf Elemente über drei Kräfte: Vata (Luft und Raum), Pitta (vorrangig Feuer) und Kapha (Wasser und Erde). Vata, Pitta und Kapha steuern alle Körperfunktionen und sind zudem die Grundlage unserer angeborenen Konstitution. Kapha steht für das strukturelle Prinzip und ist für den Aufbau der Knochendichte in den ersten beiden Jahrzehnten zuständig. Pitta steuert als thermisches Prinzip den Knochenstoffwechsel und ist im mittleren Erwachsenenalter höchst aktiv. Vata ermöglicht als kinetisches Prinzip alle Bewegungsvorgänge und ist aufgrund seiner Trockenheit für alle degenerativen Vorgänge ab dem 50. Lebensjahr verantwortlich.

Die ayurvedische Medizin hat eine eigenständige Diagnostik und Therapiesystematik entwickelt. Hierbei steht immer der erkrankte Mensch und nicht die Erkrankung selbst im Vordergrund. Eine Erstdiagnostik erfordert daher 90-120 Minuten, um das individuelle Geschehen ganzheitlich erfassen zu können.

Osteoporose aus ayurvedischer Sicht

Die fünf Elemente stellen die Grundlage unserer Anatomie und Physiologie dar. Im Ayurveda werden 7 Hauptgewebe unterschieden, von denen das fünfte Gewebe (Asthi Dhatu) dem Knochen zugeordnet wird. Die drei wichtigsten Elemente für gesunde Knochen sind Erde, Feuer und Luft.

„Asthi Dhatu Kshaya“ ist die ayurvedische Bezeichnung für einen Knochenabbau. Dieser entsteht vor allem dann, wenn das Luftelement (Vata) zu- und das Erdelement (Kapha) abnimmt. Ab dem 40.-50. Lebensjahr kommt es naturgemäß zu dieser Entwicklung. Richten wir unseren Lebensstil altersgerecht aus, so können wir wirksam vorbeugen.

Die vier vor dem Knochen beschriebenen Gewebe sind Nährsaft (u.a. Plasma), Blut, Fleisch (u.a. Muskulatur) und Fett. Die beiden nachfolgenden Gewebe sind das Knochenmark und Nervengewebe sowie das Fortpflanzungsgewebe.

Gesunde Gewebe entstehen aus nährstoffreicher Nahrung, die adäquat verdaut und verstoffwechselt wird. Die Ayurvedamedizin beschreibt einen stufenweisen Prozess der Gewebesynthese vom ersten bis zum siebten Gewebe. Aus diesem Grund beinhaltet jede ayurvedische Therapie zunächst eine Korrektur von Verdauung und Stoffwechsel.

Ist nun ein Gewebe wie der Knochen bei Osteoporose gestört, wird zunächst der Zustand aller vorherigen Gewebe diagnostisch erfasst und bedarfsgemäß behandelt. Die isolierte Therapie eines Gewebes ist aus ayurvedischer Sicht unzureichend und kaum wirksam.

Ganzheitliche Ayurveda Therapie bei Osteoporose

Eine ayurvedische Osteoporosebehandlung verfolgt vier Ziele:

  • Optimierung der Nährung des Knochengewebes durch Stärkung des Erdelementes
  • Verlangsamung der degenerativen Entwicklung durch Reduktion des Luftelementes
  • Unterstützung eines gesunden Knochenstoffwechsels
  • Aufbau mentaler Stärke zur Bewältigung von Ängsten und zum Aufbau von Vertrauen

Zur Behandlung kommen optional sieben Therapiesäulen zum Einsatz.

Ernährungstherapie

Grundlage der „flexitarischen“ Ayurveda Ernährung bei Osteoporose ist eine Kombination von mineralreichem Gemüse, Vollkorngetreiden, Hülsenfrüchten und Milchprodukten. Fleisch und Fisch stellen Ergänzungen dar, die bei Knochenabbau durchaus sinnvoll sind.

Es werden acht Faktoren analysiert und bedarfsgemäß korrigiert: Nahrungsmittelauswahl gemäß Herkunft und Zusammensetzung (5 Elemente, 6 Geschmacksrichtungen), Verarbeitung und Zubereitung, Kombinationen, Einzel- und Gesamtmengen, Zeiten der Nahrungsaufnahme, Verdaulichkeit und individuelle Verträglichkeit.

Lebensstiländerung

Die wichtigsten Maßnahmen dieser Therapiesäule sind die Förderung einer gesunden Tagesrhythmik und Schlafarchitektur, tägliche Körperpflege mit Bädern und Ölungen sowie belastungsgerechte Bewegung zum Muskelaufbau bei optimaler Beweglichkeit.

Bei Osteoporose ist ausreichender Schlaf von etwa 8 Stunden erforderlich, eine optimale Zeit wäre von 22-23 bis 6-7 Uhr. Die Einölung des Körpers mit Medizinalölen ist eine wichtige Säule der Prävention und Therapie von Knochenabbau. Wirksame Rezepturen sind Gandha Taila, Mahanarayana Taila und Kshirabala Taila.

Die Bewegungstherapie muss unter Supervision eines kundigen Trainers erfolgen. Gerne ziehen wir hierzu Yoga Therapeuten mit Fachausbildung in orthopädischen Krankheitsbildern ergänzend zu Rate.

Phytotherapie

Zahlreiche Pflanzen und Mineralien kommen in der ayurvedischen Naturarzneimitteltherapie zum Einsatz – meist in Form klassischer oder individueller Rezeptierungen. Beispiele für Einzelpflanzen sind Withania somnifera, Sida cordifolia, Asparagus racemosus, Terminalia arjuna, Commiphora mukul und Cissus quadrangularis.

Organisches Kalzium wird aus Eier- und Muschelschalen gewonnen. Auch Korallen und Meeresalgen wie Lithothamnion calcarea weisen hohen Kalziumgehalt bei guter Bioverfügbarkeit auf.

Lassen Sie sich bei Bedarf professionell durch einen qualifizierten Ayurveda Therapeuten diagnostizieren und einstellen – von einer Selbstmedikation rate ich dringend ab.

Manual- und Physiotherapie

Die ayurvedische Manual- und Physiotherapie umfasst Ölbehandlungen (Snehana), Bäder-, Dampf- und Wärmeanwendungen (Svedana).

Professionelle Ölmassagen (Abhyanga), Kräuterstempel (Pinda Sveda), Ölstauungen (Kati Basti) und Kräuterauflagen (Lepa) sind die wichtigsten äußeren Behandlungen, die in stationären Programmen zum Tagesprogramm gehören und auch ambulant durchführbar sind.

Ausleitungsverfahren und Kurmedizin

Jahrelange Fehlverdauung und Stoffwechselstörungen führen zu Rückständen im Bindegewebe des Körpers, die durch natürliche Ausscheidungen nur unzureichend eliminiert werden können. Die Folge sind mangelhafte Versorgung und Entsorgung.

Aus diesem Grund werden Ausleitungsverfahren über den Magen-Darmtrakt (vor allem Darmeinläufe mit pflanzlichen Rezepturen und Ölen) bedarfsgemäß eingesetzt, um sich von diesen Lasten zu befreien und das Milieu nachhaltig zu regenerieren. Dadurch kann die Nährung des Knochens deutlich verbessert werden.

Chirurgie

Bereits vor 2000 Jahren gab es eine ausgereifte ayurvedische Chirurgie, die heute weitgehend durch moderne Möglichkeiten ersetzt wurde. Bei Osteoporose ist sie natürlich allerletzte Wahl, kann aber zur Stabilisierung des Skelettsystems erforderlich sein.

Psychosomatik & Somatopsychologie

Mangelnde Stressbewältigung und psychische Störungen fördern einen unzuträglichen Lebensstil, der langfristig die Entwicklung von Osteoporose begünstigen kann. Umgekehrt führt die Diagnose der Osteoporose zu einer erheblichen psychischen Belastung, oftmals verbunden mit Ängsten, Depressionen und zunehmender Besorgnis.

Ayurvedische Psychosomatik hilft Betroffenen, ein auf Werten basiertes, zielorientiertes, sozial verbundenes und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Die Ayurvedamedizin bietet eine höchst individuelle, ganzheitliche Prävention und Therapie der Osteoporose – von einfachen Hilfen zur Selbsthilfe über ambulante Maßnahmen bis hin zu stationären Kurprogrammen als Intensivtherapie. In Zusammenarbeit mit Osteologen aus der westlichen Medizin entstehen wertvolle Synergieeffekte mit großem Nutzen für Betroffene.

Lassen Sie sich von einem erfahrenen Ayurvedamediziner diagnostizieren und beraten.

Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit,

Ralph Steuernagel

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